Theo hat geschrieben: ↑Sa 13. Dez 2025, 16:13
Hansolo hat geschrieben: ↑Mo 8. Dez 2025, 13:53
Shafirion hat geschrieben: ↑Mo 8. Dez 2025, 12:30
Da sagt er auch klar, dass man nicht alles gleichzeitig machen kann, aber die anderen Themen auf dem Schirm sind.
Ich glaube nicht, dass die Kritik dahin geht, dass Kovac nicht von heute auf morgen "schönen" Fußball spielen lässt. Man traut es Kovac einfach nicht zu, auch in Zukunft nicht, weil er es auch nie bewiesen hat in seinen früheren Stationen. Die Zweifel sind also durchaus angebracht. Allerdings will ich zu dem Thema zu Bedenken geben, vielleicht kann er sich dahingehend noch weiterentwickeln. Ich muss da immer an Jupp Heynckes denken, der galt als Trainer als harter Hund und hat ab den 90ern einen Job nach dem anderen verloren oder nicht viel gerissen, dann irgendwann im Alter kam die Station 2009 in Leverkusen und auf einmal war er wieder da spielte Top Fußball und holte mit Bayern das Triple.
Man muss Kovac jetzt vielleicht einmal die Chance geben was zu entwickeln, wenn dann die Ergebnisse ausbleiben, folgt ohnehin die Entlassung wie bei jedem Trainer der Welt. Die meisten halten sich in einem Job nicht länger als 2-3 Jahre.
Auf der anderen Seite, ich glaube es war gegen Hoffenheim, haben wir doch ein sehr schönes Tor nach einem tollen Spielzug gesehen. Danach hat sich ΝΚ dahingehend geäußert, dass man so etwas trainiere und es mehr oder weniger einstudiert sei. Außerdem hat er in der PK gesagt, dass es zunächst darum gehe, die Defensive zu stabilisieren und darauf aufzubauen.
Meines Erachtens sieht das also nicht so aus, als hätte er keinen Plan. Ich finde, wir sollten jetzt erst einmal etwas innehalten und abwarten, was da noch kommt.
Im Sommer wird es ohnehin wieder einen Umbruch geben. Schlotterbeck wahrscheinlich weg, bei Guirassy bin ich mir auch ziemlich sicher, der wird wohl dem Ruf des Geldes nach Saudi-Arabien folgen. Summa summarum sollten dabei etwa 100 Mio. herauskommen, und damit sollte man doch etwas anfangen können.
Ich glaube, man muss sich dringend mal zurückerinnern an die langen Jahren vorher, wo hier fast alle die nötige Disziplin und Arbeitsmoral vermisst haben. Da war "Wohlfühloase" neben "Mentalität" ein heißer Kandidat für das Unwort des Jahres. Tenor war da nicht selten: "Wir müssten unseren Spielern einfach nur die nötige Disziplin einimpfen, dann kommt der Erfolg von selbst." Nach Punktverlusten, wo man heute den fehlenden Mut (s.u.) oder die fehlende Inspiration vermissen würde, wurden damals Lauf- und Zweikampfwerte rausgekramt und als Wurzel des Übels angesehen. Jetzt haben wir einen Trainer, der diese Übel angepackt hat und sehen auch nur, dass damit der Erfolg eben auch nicht garantiert ist. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass man jetzt nicht einfach Disziplin gewissermaßen dazukauft, sondern das auch und in erheblichem Ausmaß ein Trade-off ist. Spricht: Die bisweilen fehlende Inspiration ist zu einem Gutteil der Preis für etwas, was hier fast alle vermisst haben.
In einer idealen Welt hat man alles: Mentalität, Disziplin, die große fußballerische Klasse. Das erfordert aber nicht nur einen Trainer, der das alles ideal verbindet, sondern auch die entsprechenden Spieler. Im Grunde wiederholt sich hier eine Diskussion, die wir auf Spielerebene schon hatten. Da wollten auch alle mehr Mentalität. Die Spieler, die dafür standen - ich nenne mal beispielhaft Özcan oder Wolf - waren dann vielen fußballerisch einfach zu schlecht. Auch da hätte jeder am liebsten die beste Mischung, aber diese Spieler sind unbezahlbar oder schnell wieder weg. Bei uns haben diese Mischung etwa Haaland, Jude Bellingham verkörpert, jetzt vielleicht Schlotterbeck. Es ist kein Zufall, dass gerade diese Spieler Begehrlichkeiten wecken, weil eben diese Mischung so selten und die vielleicht wichtigste Zutat zur Weltklasse ist.
Bei Kovac ist es jetzt im Grunde das Gleiche. Plötzlich ist die Mentalität wieder da, weil Kovac die vielzitierten Grundtugenden stark gemacht hat. Der Preis ist etwas weniger spielerische Rafinesse. Da das aber, wie gesagt, ein Stück weit ein Trade-off ist, wäre es eine verquere Vorstellung - die aber hier teils nahegelegt wurde -, dass man Kovac jetzt dankt, weil er uns stabilisiert und Disziplin eingeimpft hat, und ihn durch einen anderen Trainer ersetzt, der wieder mehr für Glanz und Gloria steht. Man darf sich jedenfalls nicht darauf verlassen, dass die Disziplin dann von Dauer ist. Das gilt im Übrigen gerade dann, wenn es - wie teils berichtet wird - in der Kabine rumohrt. Gibt man jetzt deshalb Kovac den Laufpass, dann sendet das ein glasklares Signal an die Mannschaft: Wenn es euch zu anstrengend ist, die vielzitierten Grundtugenden zu verköpern, müsst ihr euch nur beschweren - und schwupps holen wir euch einen neuen Trainer, wo es wieder (nach)lässiger zugeht. Kann man machen, aber dann muss sich nie wieder jemand über eine Wohlfühloase beschweren.
Und so verschieben sich auch die Erklärungen für Punktverluste. Früher war es stets quasi ausschließlich die fehlende "Mentalität" oder Arbeitsmoral. Jetzt gerade ist es der fehlende Mut. Damals haben manche versucht darauf hinzuweisen, dass auch Mentalität nur ein Faktor unter vielen ist und allein keine Berge versetzt. Dasselbe gilt jetzt für den Mut. Ich verstehe ja, dass es ein schönes und romantisches Bild ist, dass Kovac einfach nur für einen mutige(re)n Auftritt sorgen und der Mannschaft den Glauben vermitteln muss. Auch das wird im Zweifel keine Berge versetzen, weil es so einfach eben nicht ist. Kurz: Wo früher die Mentalität massiv überzeichnet wurde, erleben wir das Gleiche nun mit dem Mut.
Im Übrigen heißt Trade-off nicht, dass eine spielerische Weiterentwicklung unter Kovac nicht möglich ist. Theo hat seine Aussagen dazu zitiert. Und mir persönlich ist es lieber, man gibt ihm diese Chance, als dass man jetzt auf den nächsten Trainerwechsel und die Hoffnung setzt, dass der plötzlich Wunder bewirkt, und man den Supertrainer findet, der aus der Mannschaft alles rausholt, von Disziplin, über Mut bis hin zu spielerischem Hochglanz.