@Tonestarr: Man kann das Beispiel mit dem Nachbarn ja durchaus bringen, ich würde es dann aber etwas anders beschreiben oder ausführen. Ansatzpunkt für eine etwas andere Sichtweise wären: gleiche Firma, eigene oder Kündigung, Erfolg. Motiv der Rache. (Hat kein Anspruch auf geschichtliche Vollständigkeit.)
Gleiche Firma: Nach 1945 gab es keine gemeinsame Firma. Auch wenn man aus unterschiedlichen Gründen zuvor am gleichen Problem arbeitete und es in dem Zuge gewisse Hilfsangebote gab. Letztlich war die Herausbildung zwei unterschiedlicher Blöcke (als Stabilitätsgleichgewicht) durch räumliche Zugeständnisse geprägt, weil niemand das Feld freiwillig räumen will und wollte. (Neuaufteilung der Welt im Zuge der zwei WK zuvor.)
Kündigung: Es gab wohl Angebote im Zuge des Marshallplans auch an Russland oder allgemein die Ostblockländer. Hat man aus ideologischen Gründen wohl abgelehnt. Seit der Zeit sind dann auch die Fronten relativ klar. (Dominos) (Man könnte noch ein bisschen die geheime Entwicklung und offene Nutzung der Atombombe mit reinnehmen und so Dinge. Dollar als Leitwährung. Lasten der Kriegsschäden usw. Profiteur der Neuaufteilung.)
Erfolg: Aus ökologischer Sicht weiß man aber letztlich heute auch, zu welchen Lasten bzw. welchen Preis dieser Erfolg der Konsum oder Wohlstandsgesellschaften erkauft wurde. Das ist kein Vorwurf bzw. Aufruf zur Rückkehr in die Höhle und bedeutet auch nicht, dass der Ostblock als Gegenpart auf Umwelt mehr Rücksicht genommen hätte. Hat er definitiv nicht, um es klar zu sagen. Aber auch in der westlichen Hemisphäre war und ist das kein einsichtsvoller Selbstläufer.
Einfach nur so als Feststellung, dass man das Preisschild deutlicher sieht. Das, was wir heute Konsum, Wohlstandsgesellschaft oder Erfolg nennen, ist in der Form global nicht darstellbar. Das ist aber genau die Lebensweise, welche die größte Zustimmung findet. Wenn man das nötige Kleingeld hat, will man im Westen leben. Gepaart mit einer schönen südlichen Küste. Auch Russen! (Neben uns die Sintflut, Externalisierungsgesellschaft )
Motiv der Rache: Hm. Es geht aus meiner Sicht weniger Rache, sondern eher um Selbstbilder (Auch die Selbstbilder des Westens) und Verlustängste. Der Wegfall der ehemals "zugesprochenen" Satellitenstaaten seinerzeit (1989) ist ja zunächst mal ein "unfreiwilliger" Verlust (Für den Westen ein netter, "unverhoffter" Zugewinn, Statt 3% Rendite hat man innerhalb kurzer Zeit vielleicht gleich mal 80% oder sogar über 100% Zugewinne), ohne dass dieser Verlust in der Folge durch irgendetwas ausgeglichen oder ersetzt wurde. Als politische Einbindung usw. Nein, Russland ist in der Wahrnehmung der Feinde zur Regionalmacht verkommen. Versoffene, könnte man noch anfügen.
Insofern ist vielleicht eher das Bild zweier Grundstücke zutreffend, wo durch ein Windstoß der trennende Zaun umgefallen ist und einer der Nachbarn den Zaun nicht mehr am vereinbarten Originalstandpunkt aufstellt

, sondern immer ein Stück weiter in des Nachbarn (ehemaliges, zugestandene) Grundstück stellt, weil der Nachbar sich beim Sturm halt ein Bein gebrochen hat und er durch diverse Betäubungsmittel den Nachbarn nicht davon abhalten kann. Und jetzt, wo der Nachbar wieder laufen kann, wurden inzwischen überall die Zäune verstärkt und steht auf anderen Gebieten seines ehemaligen Grundstücks das Schildchen "Sold".
Im Realen würde ich den Nachbarn zumindest mal fragen, was er da so beabsichtigt.
Und der friedliche Ausgleich durch "Wandel durch Handel" ist grandios gescheitert...
Würde ich so pauschal nicht sagen. In Bezug auf Deutschland eher nicht. Brandt und Schmidt bzw. die sozialdemokratische Regierung damals genossen schon relativ hohes oder positives Ansehen in der Ostdeutschen Bevölkerung. Auch die diplomatische Anerkennung sah man positiv, weil es eine gewisse Form der Wertschätzung mit sich brachte. Es wurde ja damals oft noch der abschätzende Begriff der "Zone" verwendet. Ob das der Auslöser für die Wiedervereinigung war, darüber kann man streiten. Da gab sicherlich auch noch andere Faktoren. Nicht zuletzt auch das Wirken oder Anliegen von Gorbatschow. Das Anerkennen von Schwierigkeit und allgemeiner Reformbedarf, Kosten des Wettrüstens usw. In gewisser Weise sind das auch langwierige, vielleicht auch schwierige Prozesse. Aber Brücken zu bauen ist halt schwieriger als Brücken abzureißen.
Gruß Ignazius