MattiBeuti hat geschrieben: ↑Di 14. Jul 2020, 15:30
Och Mensch...Einmal Verbindung weg und nun ist der Text weg. Schade, schade!
Dann jetzt nochmal in Kurzform.
Ja, bin davon ausgegangen, dass wir über das "Wie" bei Kohfeldt reden und nicht über die Endplatzierung. Platz 7, 8, 9 oder 10, wenn man es nicht in Relation setzt, ist das alles nicht so wichtig. Zum Beispiel haben Urs Fischer und Union(Platz 11) sicherlich mehr aus ihren Möglichkeiten gemacht als Leverkusen(Platz 5). Und genau diese Spielphilosophie von Kohfeldt, wenn sie so funktioniert wie in den ersten beiden Jahren, passt für mich ins Trainerprofil. Aber klar, diese Saison gehört aufgearbeitet. Und die ersten selbstkritischen Äußerungen(zu hartes Training) gefallen mir sehr.
Ich finde Rose hat durchaus versucht unterschiedlichen Ansätze auszuprobieren. Und selbst gegen die Bayern war das mehr als ordentlich. Hinspiel 2:1 verloren und 45% Ballbesitz gehabt und das Rückspiel mit 2:1 gewonnen und dabei 50% Ballbesitz gehabt. Das gegen Bayern ist schon eine Kunst.
Bei Bosz dachte ich kurzzeitig, dass er die Kurve bekommen hätte. Aber dann gab es doch wieder den Einbruch und zu viele Gegentore. Und dann verlieren sie jetzt auch noch Havertz. Das "Havertz-Problem" sehe ich bei uns allerdings auch. Findest Du nicht auch, dass wir etwas zu abhängig von den Geistesblitzen von Sancho sind? Es ist ganz klar, dass herausragende Individualisten nie leicht zu ersetzen sind - sollte Sancho überhaupt wechseln. Aber anders gefragt, für wie wahrscheinlich hältst Du es, dass wir ohne größere Anlaufprobleme in die neue Saison starten, wenn Sancho noch wechselt?
Naja wie viel ist eine Philosophie wirklich wert, wenn man sie wenn es schlecht läuft direkt über Bord wirft und dann nicht mal sagen kann, dass man für seinen Pragmatismus belohnt wurde? Wer bei uns mutigen Fußball spielen lassen möchte wird da auch so einige Rückschläge und Kritik einstecken müssen.
Und den Satz mit dem Training hab ich auch gelesen, für mich klang das aber verdächtig nahe am: "ich entschuldige mich dafür, dass die Spieler nicht meinen Ansprüchen genügten".
Bzgl Rose:
Bei den Bayernspielen hast du einen Dreher drin, im Hinspiel wurde man dominiert und dann hintenraus gewonnen, im Rückspiel war man (zumindest in Sachen Ballbesitz) besser im Spiel, aber hat 1:2 verloren - allerdings hatte Bayern da schon angefangen zu rotieren, mit Cuisance auf der 10, Zirkzee auf der 9, Perisic auf dem Flügel und (so verrückt das vor der Saison geklungen haben mag) Hernandez für Davies, was die Einordnung des Spiels schwierig macht.
Aufschlussreicher ist da vielleicht die Ballbesitzstatistik über die ganze Saison gesehen, da steht man bei "nur" 51.7%" (61.5% Bayern, 60.1% Bayer, 58.5% BVB, 54.1% Leipzig). Ich hatte bei Gladbach oft den Eindruck, dass die Räume bespielen, die in unseren Spielen gar nicht vorhanden sind (bzw die wir uns erst erarbeiten müssen), da wird mal eben ein Ball zwischen die Linien bzw hinter die Abwehr gespielt oder die Gegner lassen sich in der Anfangsphase überfallen.
Deshalb hoffe ich, dass die Gegner nächste Saison etwas mehr Respekt haben und weniger naiv agieren, damit Rose zeigen muss, wie er sich in einer dominanteren Rolle zurechtfindet. Bei Hasenhüttl gab es einen Ähnlichen Effekt, der hatte in seiner Aufstiegssaison auch "nur" 51.9% Ballbesitz und gar ne Passquote von 74.8% - war damit aber trotzdem ziemlich erfolgreich. Als die Gegner im nächsten Jahr dann nicht mehr so großzügig waren, Ballbesitz und Passquote nach oben bzw die Zahl der langen Bälle nach unten ging, da war es relativ schnell vorbei mit dem Glanz.
Einen kompletten Einbruch gab es bei Leverkusen nicht, so richtig aus dem Rahmen gefallen ist da finde ich nur das Spiel gegen Wolfsburg. Am Ende waren sie immer noch mit für ihre Verhältnisse sehr guten 35 Punkten das 3. beste Rückrundenteam und haben 5 Punkte gutgemacht auf Gladbach. Platz 4 hat man verpasst, weil sie in der Hinrunde einfach zu lange brauchten, um den Abgang Brandts zu kompensieren. Sicherlich kann Boszs Fußball die Defensive auch gerne mal entblößen, aber ich finde, dass die da auch ziemlich große individuelle Defizite haben: Wendell ist total fehleranfällig, Weiser ist Hakimi für Arme, seine Alternative ist L. Bender, der defensiv verlässlich, aber offensiv nicht existent ist. Ein nettes Statement zu Tah wäre, dass er seit 2 Jahren stagniert - am Ende ist Tabsoba, mit seinen 19 Jahren, der beste IV in dem Laden und S.Bender im Rahmen seiner Möglichkeiten der einzige verlässliche. Bei dem was immer Bosz immer über defensive Anfälligkeit nachgesagt wird sind 44 Gegentore da finde ich relativ respektabel, wir haben auch nur 3 weniger, Gladbach 4.
Havertz wird man nicht 1:1 ersetzen können, allerdings habe ich auch manchmal den Eindruck, dass er wichtiger gemacht wird, als er ist. Wenn sie für die Ablöse einen guten für die Offensive und jemanden, der die rechte Seite belebt, kriegen, dann muss das nicht mal eine riesen Schwächung sein. Viel wird auch davon abhängen, ob bzw was für Schritte Leute wie Palacios, Amiri, Diaby oder Paulinho in ihrer individuellen Entwicklung machen können.
Mir macht ehrlich gesagt der Abgang Hakimis im Moment mehr Sorgen, als ein möglicher Verkauf Sanchos. Wir hatten jetzt mit dem "343" mal wirklich ein System gefunden, das langfristig einen sehr stabilen Eindruck gemacht hat, sowohl offensiv als auch defensiv. Hakimi und seine defensiven Nachlässigkeiten waren einer der Hauptgründe, wieso die 3er Kette defensiv nötig war, auf der anderen Seite hat er aber auch eine unglaubliche Präsenz für einen Wingback gehabt, insbesondere mit seinen Läufen in die Tiefe. Gerade Konter liefen gefühlt alle über seine Seite und waren auch deshalb besonders Durchschlagskräftig, weil er seinen Gegenspielern in diesen Situationen schlicht weggelaufen ist. Sancho können wir qualitativ sicherlich nicht 1:1 ersetzen, aber wenn es nur er wäre der geht, dann könnte man zumindest sein Erfolgsrezept beibehalten (tatsächlich waren die Ergebnisse ohne ihn in der Startelf gar nicht so schlecht: Gladbach 1:0 und 2:1, Derby 4:0, Wolfsburg 2:0, Leipzig 2:0 - auf der anderen Seite Bayern, Barca und zuletzt Hoffenheim). Meunier ist hingegen dann doch ein anderer Spielertyp als Hakimi, wenn man den einfach in die Aufstellung "copy pasted", befürchte ich, dass uns in der Offensive öfter die Breite fehlt, weil er nicht so schnell nach vorne kommt und selbst wenn doch nicht im Ansatz die gleichen Angriffsqualitäten hat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit ihm wieder zur 4er Kette zurückkehren muss und dann geht die Suche nach der richtigen Balance wieder von vorne los. Ausgang offen.