Dem widerspreche ich: Zunächst geht es Andersch zu Recht nicht allgemein um Bildung oder Intelligenz, sondern um eine spezielle Ausprägung der Bildung, der humanistischen. Welchen Vorwurf man ihr gegenüber erheben kann, dürfte inwischen wohl deutlich geworden sein.
Es gibt aber sicher auch Menschen, die trotz humanistischer Erziehung keine Massenmörder geworden sind. (Traumata, Zeitgeist, verletztes Ehrgefühl/ Eitelkeiten, Machtpositionen. Warum sind wir eigentlich mit diesen Franzosen befreundet? Warum gehört Bayern oder Sachsen noch zu Deutschland? )
Deshalb ja der Hinweis darauf, dass Bildung oder Intelligenz nicht vor abwegigen Ideen oder Verhalten schützt.
Es gibt intelligente Menschen, die tatsächlich an eine flache Erde oder so Zeugs glauben. Oder daran, dass die Welt in sieben Tagen geschaffen wurde. Es gibt gebildete Menschen, die Rassisten sind. Man kann Aufklärer sein und dennoch was gegen Schwule haben. Man kann den liebsten Umgang mit seinen Haustieren pflegen und dennoch Fleisch essen. Man kann begeisterter Grüner sein und dennoch seinen Urlaub auf einen Luxusliner verbringen.
Man kann sogar intelligent, gebildet sowie konservativ sein und einem Modellbahnkeller haben. Seehofer.
Es mag auch humanistisch gebildete Menschen geben, die, weil sie von einer Frau verletzt wurden, in der Folge Serienkiller geworden sind. Hat aber nichts mit humanistischer Bildung zu tun.
Kurz: Vielleicht hat Himmler sich gesagt: "ich kann mit der Idee des Nationalsozialismus nichts anfangen. Das sind nicht meine Werte. Aber ich mag Uniformen, das Flair des Militärs und die bieten mir coole Posten an. Macht, Kohle Lebensstil. Anerkennung."
Zitat:
- Humanisten stützen ihr Verständnis der Welt auf Vernunft und Wissenschaft und lehnen übernatürliche oder göttliche Überzeugungen ab.
- Humanisten lehnen alle Formen von Rassismus und Vorurteilen ab und glauben an die Achtung und den Schutz der Menschenrechte jedes Einzelnen,
einschließlich des Rechts auf Religions- und Glaubensfreiheit.
- Humanisten glauben, dass wir die Verantwortung haben, einander und die Natur zu respektieren und für sie zu sorgen.
Klingt für mich jetzt nicht zwanghaft nach einer Anleitung zum Massenmord. Grundpfeiler, ja.
Aber ich werde jetzt auch extra ein Philosophiestudium absolvieren, um im BVB Forum.eu philosophisch begründen zu können, warum ich Krieg für keine Lösung halte und eine erstrebenswerte oder wünschenswerte Sicherheitspolitik für Europa auch im Zusammenspiel mit Russland sehe. Die Idee eines vereinten Europas war ja auch mal in der Welt, nachdem man sich zuvor Jahrtausende lang gegenseitig bekriegt hat. Warum sollte die Form von Zusammenarbeit(politisch, ökonomisch, Sicherheit) mit Russland nicht auch möglich sein?
Natürlich muss man sich da über Kompromisse voran tasten und kann es auch mal zäher werden. Wenn man Russland aber nur als Feind sehen möchte, um Gottes Willen, lasst uns Wandschränke und Waffen bauen. Oder im Zweifel teuer in Amerika kaufen, damit klein Donald da drüben auch seinen Schnitt macht. Es gibt da nix, was man über eine Rentenkürzung nicht finanzieren könnte. (überspitzt)
Da ist er wieder, der Widerspruch. Man kann pazifistisch, idealistisch (Igi, denk an das Philosophiestudium! Ich sag es auch nur.) veranlagt sein und dennoch Waffen für die Wandschränke dieser Welt befürworten. Müssen wir nur die Zündhölzer gut genug verstecken. Weil Verrückte gibt es schließlich überall.
Gruß Ignazius
Zusatz: Ich weiß, dass der Thread eher für solche Diskussionen taugt oder auch vorgesehen ist bzw. Themen bereits diskutiert wurden. Wenn es dennoch passiert, bitte ich das zu entschuldigen. Sofern es im Rahmen bleibt, sehe ich es nicht all zu problematisch. Lest dann darüber hinweg.
