Pew hat geschrieben: ↑Do 20. Jan 2022, 11:19
Am Ende reden wahrscheinlich alle wieder nur über die Mentalität, aber ich finde, dass man gegen Pauli auch wieder das gesehen hat, was ich angesprochen habe. Abgesehen von 2 Szenen, wo der lange Ball hinter die Abwehr mal funktioniert hat war das gerade gegen Ende doch erbärmlich wenig, was man vorne herausgespielt hat:
Ich glaube, so weit liegen wir nicht auseinander.
Pauli stellt sich mit Mann und Maus ins Zentrum -> okay, dann über außen -> oh Guerreiro ist eher 8er und zieht ins Zentrum -> na gut, dann halt über Malen -> oh Malen ist eigentlich Stürmer und kann keinen Gegner im 1vs1 auspielen? -> na gut, dann über Rechts -> oh, Meunier hat nicht die individuelle Qualität, um nach innen zu dribbeln und die Flanken werden ihm zugestellt -> na gut, dann wohl über den RA -> oh, den haben wir ja gar nicht -> na gut, dann verlieren wir wohl.
Das ist ja genau mein Punkt. Uns fehlt die Qualität, uns auf den Flügeln durchzuspielen. Das wäre ja aber auch so, wenn wir Haaland durch einen neuen klassischen Zentrumsstürmer ersetzen. Also müssten wir da zwingend nachlegen, damit wir nicht genau dieses Problem weiterhin haben. Die Raute hat immerhin den Vorteil, dass sie
konzeptionell weniger auf Flügelspiel setzt und damit kommt sie tendenziell unserer Kaderzusammenstellung entgegen (jedenfalls seit Sancho weg ist).
"Rose mag halt Raute" ist mir da ehrlich gesagt etwas dünn als Begründung. Aber gut, am Ende verstehen die Leute beim Club mehr von Fußball als ich, also werde ich mal gespannt abwarten wie sich das entwickelt.
Das ist eben auch nicht die gesamte Begründung. Der Vorwurf wäre ja nur berechtigt, wenn wir jetzt mit Biegen und Brechen auf eine von Rose bevorzugte Raute umstellen würden. Wenn wir z.B. zahlreiche Flügelspieler hätten und trotzdem die Raute erzwingen wollten. Es ist aber, wie gesagt, eher umgekehrt.
Ich will nicht sagen, dass es da die eine Wahrheit gibt und alleine wegen unserer individuellen Überlegenheit werden wir so oder so viele Punkte holen, aber konzeptionell verstehe ich nicht, wieso man sich vom Kaderprofil her in eine noch engere Bahn lenken möchte. Zumal weder Guerreiro noch Meunier für mich die klassischen Rauten AVs sind, die zur Not eben auch mal den situativen Außenstürmer geben.
Das ist vermutlich das größte Problem,
falls wir Raute spielen möchten. Dafür bräuchte man wahrscheinlich genau die Außenverteidiger, die wir nicht haben.
Das ging ja schon letzten Sommer damit los, dass man 30mio für einen Malen bezahlt hat, um ihn dann doch meistens als LA spielen zu lassen, mit dem absolut unerwarteten Ergebnis, dass außer "stets bemüht", nicht viel dabei herumkommt:
Und weil das so gut geklappt hat holt man anscheinend mit Adeyemi quasi nochmal fast exakt den gleichen Spielertypen für viel Geld?! Und wenn der Gegner dann feststellt, dass wir außer flach durch die Mitte keine Idee haben und das Zentrum zustellt? Dann müssen sich unsere Angreifer halt einfach mit perfekten 1-Touch-Kombinationen durch zig Gegner spielen?
Ich glaube (aber auch da sind wir uns vermutlich einig), da liegt des Pudels Kern. Es fehlt gerade das klare Konzept. Was wir machen, ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Das betrifft die Kaderplanung und die Taktik. Wir spielen jetzt zumeist 4-2-3-1 oder 4-3-3, also formell mit offensiven Flügeln, die wir aber de facto nicht so richtig haben. Das kann man in zwei Richtungen korrigieren: Entweder man bleibt bei den bisherigen Systemen. Dann braucht man aber tendenziell einen bestimmten Stürmer-Typ als Haaland-Ersatz und die Flügelspieler, die uns fehlen. Oder man setzt konsequent auf eine andere Grundordnung. Tut man das, ist es aber auch nicht mehr verwunderlich, wenn man sich einen ähnlichen Typ wie Malen holt, wenn die beiden dann da spielen, wo sie sich am wohlsten fühlen: im Zentrum. Und deshalb ist es m.E. auch nicht richtig, zu behaupten, man versuche erneut, was bisher nicht geklappt hat - weil man es mit Malen im Zentrum eben noch nicht versucht hat.
Ich teile sogar Deine Bedenken an der Raute, weil ich glaube, dass der Schlüssel gegen Beton anrührende Mannschaften (die unsere Achillesferse sind) im Zweifel auf den Flügeln liegt. Man könnte also zugespitzt sagen, wir stellen auf ein System um, das ein bestehendes Problem verschärft. Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, dass ein 4-2-3-1 oder ein 4-3-3 tiefergreifende Veränderungen des Kaders erfordert, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie angesichts der angespannten Finanzlage realistisch sind. Und
falls man weiterhin von Rose überzeugt ist und
falls der weiterhin die Raute bevorzugt und
falls er meint, damit lasse sich auch erfolgreich Ballbesitzfußballspiel praktizieren, sehe ich keinen Grund, warum man das nicht versuchen sollte. Dann aber konsqeuent und nicht halbherzig. Im Übrigen war das viel "falls". Ich weiß ja genausowenig wie Du, wie Rose gerne spielen lässt.
Und wie gesagt: Falls wir ein, zwei Flügelspieler und einen Stürmer wie Haller verpflichten können, ist mir ein 4-2-3-1 oder ein 4-3-3 auch deutlich lieber als ein Wechsel zur Raute. Mir geht es wirklich nur darum, dass dieser Wechsel aus pragmatischer Sicht auch Vorzüge haben könnte. Aber manchmal ist ein theoretisch unterlegenes, dafür aber konsequent umgesetztes Konzept stärker, als ein in der Theorie überlegenes Konzept, dass sich (hier: wegen des passendes Personals) nicht vernünftig umsetzen lässt.